Zuletzt aktualisiert am 18.06.2020
Noch vor wenigen Jahren war diese Chemiefabrik mit Leben erfüllt. Schuhe, noch ungeöffnete Ampullen und einsatzbereite Apparaturen in bester Frankenstein-Tradition blieben nach der Schließung zurück. Solche Orte bieten, was urbane Entdecker schätzen: tolle Motive für Photos von leeren Räumen, eingeschlagenen Fenstern und Relikten einer vergangenen Zeit.
Die photographische Herausforderung: Mit Stativ und Kameratasche unbemerkt ins Gebäude kommen. In meinem Fall steht das Gebäude mitten in der Stadt, daher wählte ich mit meinem „Komplizen“ den späten Nachmittag – zu spät darf es wegen der Bilder auch nicht sein, auch so werden die Bilder sehr sehr dunkel und man sollte unbedingt in RAW photographieren, um die dunklen Nuancen im Nachhinein noch retten zu können. Wegen der Dunkelheit sollte man auch ein Stativ mitnehmen, egal wie schwer und unhandlich das ist – es lohnt sich. Eine Idee, die ich noch umsetzen möchte: Lightpainting vor einer solchen Kulisse.
Nach meinem ersten Lost Place kann ich sagen: all das Planen und das Risiko lohnt sich, denn die Erfahrung ist einzigartig und die Bilder sind es auch. Wann bietet sich schon die Gelegenheit, ungestört abplatzenden Putz, alte Lampen und zerschlagene Fenster auf die SD-Karte zu brennen? Dazu Graffitis, die mir in diesem Fall sehr gut gefielen, und Tiere, die sich im Gebäude zurückgezogen hatten, um zu sterben. Nicht umsonst hatte ich nach dem zweistündigen Trip unzählige Bilder auf meiner Festplatte und es fiel mir sehr schwer, eine Auswahl zu treffen.
Noch Tage später hatte ich überall blaue Flecken, weil ich mich auf Heizkörpern abstützen musste, um aus dem Gebäude zu kommen. Ich habe mir meine Kleidung „versaut“ (Tipp: Zieht nichts Neues oder Helles an und achtet auf passende Schuhe) und mich bei Dunkelheit von einem Frankenstein-Apparaturen-Zimmer zum anderen und durch Spinnenweben gekämpft – ein Schritt in Richtung mutiges, unerschrockenes Ich, check.
Ein Artikel mit diesen Bildern und ein wenig Text erscheint übrigens auch in der Campuls, der Konstanzer Studentenzeitung, für die ich Photographin bin und ab&zu auch schreibe. Ein weiterer Auftrag für die aktuelle Ausgabe war der Gang ins Schlachthaus, davon werde ich noch berichten. Ob ihr die Photos dazu sehen wollt, weiß ich allerdings nicht…
Wow, toll fotografiert! Hab selbst neulich über ein verlassenes gebäude berichtet, war aber nicht drinnen und hatte somit nur Bilder von außen gemacht. Deine Fabrik hier wirkt echt ein bisschen gruselig…
Liebe Grüße
Christiane
Wow, die Fotos sind großartig und die Chemiefabrik scheint auch viele Motive zu bieten. Auf jeden Fall tolle Eindrücke!
Ich finde verlassene Gebäude ja total faszinierend, habe aber viel zu viel Schiss, um sowas selbst zu machen. Deshalb freu ich mich immer besonders, wenn andere Fotos von Lost Places zeigen. Danke. :-)
So viel Schiss muss man glaub gar nicht haben ;) Aber ich habe diese Erfahrung gerne für dich „mit“gemacht, schön dass dir die Photos gefallen
Wow, wahnsinnig tolle Bilder! Ich habe schon immer verlassene Orte geliebt. Um so gruseliger, desto besser. Du hast auch die perfekten Lichtverhältnisse eingefangen. Schaurig schön.